Meine Lieben,
heute gibt es mal wieder einen Beitrag zum “Bücherplausch” und zwar zusammen mit Markus Gerwinski. Er ist der Autor der Greifenflug-Trilogie und hat tatsächlich alle drei Teile schon veröffentlicht. Ganz mutig hat er sich eine Armee von Fragen gestellt und wirklich sehr ausführlich und sympathisch geantwortet.
Steckbrief
Name: Markus Gerwinski
Autorenname: Markus Gerwinski
Wohnort: Stade
Sternzeichen: Stier
Haarfarbe: Aschblond mit ergrauenden Schläfen
Augenfarbe: Grau-Grün. Aber hier war das Grau vorher schon da
Hobbys: Rollenspiel (Pen&Paper und Live), Gesellschaftsspiele, Badminton, Billard, Skifahren, Bergwandern, Geschichte, Astronomie, Paläontologie u.v.m.
Lieblingsfarbe: Blau
Lieblingsessen: Rinderhüftsteak mit geschmorten Möhren.
Lieblingsmusik: Clannad, Suzanne Vega, Irish Folk, klassische Klavier- und Orchestermusik
Die Falkenflug-Trilogie
In deinem aktuellen Buch geht es um ein Bauernmädchen und eine gefährliche Reise. Was hat dich dazu inspiriert?
Hauptsächlich wollte ich ein Gegengewicht zum aktuellen Fantasy-Mainstream schaffen: zurzeit wimmelt das Genre von Mädchen, die als das große Naturtalent im Schwertkampf oder in der Magie glänzen und mit ihren puren Fähigkeiten alle Schwierigkeiten beiseite fegen. In traditionellen Märchen und Sagen hingegen findet man sehr häufig das Motiv vom „einfachen Mädchen“, das mit Mut, Willenskraft und Einfallsreichtum sein Abenteuer besteht, ohne über solche spektakulären Action-Fähigkeiten zu verfügen. Dieses Motiv finde ich sehr viel reizvoller (übrigens auch bei männlichen Protagonisten).
Wie würdest du Gunid und Ragald beschreiben?
Als ein recht ungewöhnliches Paar. Beide stehen beispielhaft für ihren Platz in der (pseudo-)mittelalterlichen Gesellschaft im „Falkenflug“.
So hat Gunid sich nie daran gestört, in den Stand einer unfreien Bäuerin hineingeboren zu sein. Harte Arbeit ist sie von klein auf gewöhnt und erledigt ihre Aufgaben in der Dorfgemeinschaft mit Stolz und Geschick. Sie beherrscht aber auch Kniffe, um sich dann und wann vor der Fron zu drücken. In Wald und Flur kennt sie sich aus und versteht sich auf das Überleben in der Wildnis. Sie ist ein kluger Kopf, wenn auch bisweilen das Temperament mit ihr durchgeht. Und gleich zu Beginn der Geschichte (noch in ihrer Kindheit) stellt sie großen Mut und Willensstärke unter Beweis.
Ragald ist zwei Jahre jünger als sie und blickt in der Kindheit sehr zu seiner „großen Freundin“ auf, obwohl er als Adliger weit über ihr steht. Standesgemäß durchläuft er eine Ausbildung zum Ritter. Als Erwachsener ist er ein guter Schwertkämpfer, aber weit davon entfernt, ein „unbesiegbares Naturtalent“ zu sein. Er hat ein Händchen für Tiere, wie er im Umgang mit Pferden und seinem Jagdfalken immer wieder zeigt. Sein gutes Aussehen und seine ritterlichen Manieren machen ihn zum Schwarm diverser Mädchen, was er durchaus genießt. Wie Gunid ist auch er intelligent und tapfer und zudem etwas besonnenener als sie, was sich im Lauf des Abenteuers einige Male als nützlich erweist. Er glaubt voller Inbrunst an die Ideale des Rittertums und brennt darauf, sich vor seiner älteren Jugendfreundin zu beweisen.
Wie kamst du auf diese außergewöhnlichen Namen? Ich persönlich habe diese noch nie gehört.
Kein Wunder, schließlich ist der „Falkenflug“ ja auch eine Fantasy-Geschichte. Als Fantasy-Autor und Rollenspieler bin ich es gewohnt, mir noch deutlich exotischere Namen auszudenken.
In diesem Fall aber wollte ich das Gefühl einer vertraut anmutenden „mittelalterlichen“ Gesellschaft erzeugen, daher habe ich mir Namen ausgedacht, die es zwar nicht wirklich gibt, die aber in unsere vertrauten, europäischen Namensschemata passen. „Gunid“ etwa ist vom althochdeutschen Namen „Gundel“ abgeleitet, „Ragald“ eine Mischung aus den altnordischen Namen „Ragnar“ und „Harald“.
Wie würdest du reagieren, wenn du plötzlich in deiner eigenen Geschichte die Hauptrolle spielen würdest?
Aber das tu ich doch. Die Geschichte heißt „Das Leben des Markus Gerwinski“. 😉
Wenn es mich allerdings in eins meiner Fantasy- oder Science-Fiction-Settings verschlüge, würde ich als erstes zusehen, dass ich mir die nötigen Fähigkeiten aneigne, um darin auch nur zu überleben (geschweige denn eine Hauptrolle auszufüllen). Das finge in einem Mittelalter-Setting schon damit an, dass mir jemand beibringen müsste, Licht zu machen – mit Feuerstein und Zunder.
Wie kamst du überhaupt zum Schreiben?
Die Berufsaussichten als Comiczeichner waren zu schlecht.
OK, etwas ausführlicher: Schon im Kindergarten war ich fasziniert davon, Geschichten zu lesen und dann selbst nachzuerzählen. Das fing damit an, dass ich die Asterix-Comics in der Sammlung meiner Eltern abgezeichnet (und die Figuren durch meine Playmobil-Ritter ersetzt) habe. Schnell wurden daraus komplett selbst erfundene Comics mit eigenen Figuren und so entwickelte sich zunächst einmal meine Leidenschaft für das Erfinden von Geschichten.
Mit 9 Jahren fing ich an, auch Romane zu lesen. Danach fuhr ich lange Zeit zweigleisig und zeichnete meine Comics weiter, schrieb aber nebenher auch Geschichten auf der Schreibmaschine meiner Eltern. Mit 14 hatte ich meinen ersten vollständigen Roman fertig – eine furchtbar kitschige Science-Fiction-Teenager-Romanze, von der ich im Nachhinein heilfroh bin, dass sie bei einem meiner Umzüge verloren gegangen ist. Es wäre mir peinlich, wenn sie heute noch jemand läse.
Aber so hat im Prinzip das Schreiben bei mir angefangen. Mit 23 schickte ich erstmals eins meiner Werke an diverse Verlage ein. Aus dem ersten Anlauf wurde nichts, das nächste Buch aber schaffte es dann auf den Markt. Zeitweise kamen einige Aufs und Abs des Lebens dazwischen, aber im Groben und Ganzen bin ich seitdem dabei.
… was nicht heißen soll, dass ich das Comiczeichnen aufgegeben hätte. Mir schwebt da durchaus gerade ein Projekt vor … 😉
Was machst du, wenn du eine Schreibblockade hast?
Das kommt auf die Art der Blockade an. Wenn mir die Ideen ausgehen, brauche ich neuen Input. Dann lese ich einen Roman oder sehe einen Film, den ich sehr schätze. Wenn ich sprachlich nicht in die Gänge komme, lese ich ein Buch, dessen Sprache zu meinem angestrebten Erzählstil passt. Wenn ich an mir selbst zweifle, lese ich eine Geschichte, die ich so schlecht finde, dass ich mir sage: „OK, das kann ich besser!“ Und wenn ich einfach nur erschöpft bin, mache ich Pause, höre Musik oder gehe spazieren.
Private Fragerunde
Was ist neben dem Schreiben deine größte Leidenschaft?
Das Pen&Paper-Rollenspiel. Ich liebe es, selbst in die Rolle eines Zauberers oder Schwertkämpfers zu schlüpfen und mich mit den Herausforderungen eines Abenteuers herumzuschlagen.
Wie stellst du dir dein Leben in zwanzig Jahren vor?
Schreibend und zeichnend, mit ein paar Preisurkunden für meine Werke an den Wänden des Arbeitszimmers. Daneben werde ich die ersten Schritte meines Sohnes ins Berufsleben begleiten. Wenn ich viel Glück habe, werden meine Frau und ich bis dahin wieder in Essen wohnen, wo ich geboren bin und gern auch geblieben wäre.
In welches Land würdest du gerne mal verreisen und warum?
Schottland. Wandern in den Highlands muss absolut traumhaft sein. Und die alten Burgruinen, die Steinkreise, die Zeugnisse der vorchristlichen keltischen Kulturen, all das verspricht jede Menge Inspiration für neue Geschichten.
Was war für dich bisher das schönste Erlebnis in Bezug auf das Schreiben und im privaten Leben?
Mein schönstes Erlebnis in Bezug auf das Schreiben hatte ich mit 17 in einer Fantasy-Rollenspielrunde. Als Geburtstagsgeschenk für meinen Spielleiter wollte ich meine Erlebnisse in seiner Runde als Geschichte zusammenschreiben. Tja, wie soll ich sagen: ich war selbst etwas überrascht, wieviel ich bei ihm schon erlebt hatte. Ich schrieb und schrieb und schrieb und aus der beabsichtigten Kurzgeschichte wurde nach über einem Jahr ein ausgewachsener Roman.
Diesen Roman hat mein Bruder (schon in den 1980ern ein leidenschaftlicher Computer-Tüftler) professionell gesetzt, mit Impressum und allem, was dazugehört. Ich habe ein Coverbild gemalt und anstelle eines Klappentextes haben wir Zitate von unseren Mitspielern eingesammelt. Dann hat mein Bruder einen Einband dafür gebastelt, sodass es aussah wie ein im Laden gekauftes Taschenbuch. Damit sind wir zum damals größten Buchladen in Essen gegangen, haben es dort in Geschenkpapier verpacken lassen, in eine Tüte dieses Ladens gepackt und sind damit zur Geburtstagsfeier unseres Spielleiters gegangen.
Sein Gesicht, nachdem er das Geschenk ausgepackt hatte, werde ich nie vergessen. Es war das erste und einzige Mal, dass ich ihn verblüfft und sprachlos erlebt habe. Auf dieser Geburtstagsfeier erwuchs in mir erstmals der ernsthafte Vorsatz, eines Tages „richtig“ zu veröffentlichen.
Was nun das private Leben betrifft …
Es gab nie einen schöneren Moment als die Geburt meines kleinen Sohnes. Es ist magisch genug, die Liebe eines Menschen zu erringen; aber den ersten Atemzug eines kleinen Menschen zu erleben, den es ohne mich überhaupt nicht gäbe, verleiht der Liebe noch einmal eine ganz andere Dimension.
Entweder oder …
Horror oder Komödie (Filmbezogen)?
Komödie.
Computerspiel oder Brettspiel?
Brettspiel.
Schlagermusik oder Techno?
Pest. Ich meine, bei dieser Auswahl: Schlagermusik.
Apfel oder Birne?
Birne.
Was wäre …
… wenn du plötzlich dein Handy verlierst?
Wenn ich es ernsthaft nicht wiederfinde, würde ich darüber fluchen, dass ich Zeit in einem Mobilfunkladen verplempern muss, nur um mir wieder so eine blöde Kommunikationssklavereigurke an die Backe zu binden, die ich sowieso nie haben wollte.
… wenn du plötzlich ein Star wärst?
Zuerst würde ich Vorkehrungen treffen, um meine Familie aus dem Rummel rauszuhalten. Danach würde ich mir Freiräume schaffen, um mich auch mal selbst zurückzuziehen und Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen.
Und dann: raus ins Rampenlicht, endlich den Ruhm genießen, den ich jetzt schon für meine Bücher verdient hätte! 8)
… wenn du einen Tag lang in deinem Lieblingsfilm gefangen wärst?
Ich würde den Anweisungen meines Captains folgen, gegenüber den hübschen Krankenschwestern an Bord Gentleman bleiben und im Übrigen hoffen, dass wir es mit dem rosaroten U-Boot irgendwie heil nach Port Darwin schaffen. Na, wer erkennt den Film? 😉
Lieber Markus, vielen Dank für deine ausführlichen Antworten und das du dich den Fragen mutig gestellt hast! 🙂
Schönes Interview mit interessanten Einblicken. Ich mag die Einteilung Deiner Interviews sehr gerne, Profi und Privatmensch werden beleuchtet.
Alles Liebe
Annette
Das freut mich. Mir ist es auch wichtig das man beide Seiten von der/die Autor/in kennenlernen kann.
Mit der beginnenden Herbstzeit passt es ja super, dass ich deinen Beitrag finde. Mit einer Tasse Tee auf der Couch konnte ich den interessanten Steckbrief in Ruhe genießen. Vielen Dank, liebe Grüße Claudia
Dann wünsche ich dir ganz viel Spaß dabei 🙂
Liebe Steffi,
ich lese unheimlich gerne deinen Bücherplausch und freue mich, dass ich auf diesem Wege wieder einen neuen Autor kennengelernt habe. Ein sehr sympathischer Plausch, den ich sehr gern gelesen habe.
Interessant fand ich auch, was ihn zu seiner Geschichte inspiriert hat.
Liebe Grüße,
Mo
Oh wie lieb von dir. Danke für das große Lob.
Die Bücher klingen sehr spannend und ich hab direkt Bilder dazu im Kopf. Mir gefallen auch die privaten Fragen, denn es ist interessant mehr über den Autor zu erfahren.
Das freut mich, das es dir so gut gefällt.
Sehr interessantes Interview mit sogar privatem Teil! Mega Idee! Die Antworten sind auch super, so lernt man den Autor hinter den Büchern kennen und verstehen. Sehr sympathischer Autor, der Herr Markus Gerwinski.
Lieben Gruß, Bea
Was für ein sympathischer Autor, den ich noch gar nicht kannte! Die Mittelalterstory klingt nach meinem Geschmack und Schottland kann ich nur empfehlen, da war ich letzten Sommer! In den Highlands bei den Steinkreisen!
Liebe Grüße
Jana von Simplyjaimee.de